Evaluation & Die Welt nach Corona waren Schwerpunktthemen auf der diesjährigen Sommerklausur des entwicklungspolitischen Vereins im ÖGB
Ein dichtes Programm absolvierten Vorstand, Geschäftsführung und MitarbeiterInnen von weltumspannend arbeiten auf ihrer dreitägigen Sommerklausur von 1.-3. Juli in Fladnitz an der Teichalm. Neben dem Austausch über die laufende Arbeit standen die Ergebnisse der externen Evaluation sowie die aktuellen entwicklungspolitischen Herausforderungen während und nach der Corona-Pandemie im Vordergrund.
Im ersten Teil der Klausur widmeten sich die TeilnehmerInnen der von Dr. Maria Gutknecht-Gmeiner (IMPULSE) in den vergangenen Monaten durchgeführten Evaluation des von 2017-2019 gelaufenen Projekts „Menschenwürdige Arbeit als Schlüssel für nachhaltige Entwicklung“. Gutknecht-Gmeiner, die per Video zugeschaltet war, erläuterte die Ergebnisse ihres Endberichts und stellte unserer Arbeit ein gutes Zeugnis aus:
Mit durchschnittlich 103 Aktivitäten pro Jahr, davon mehr als 60 längere und kürzere Bildungsmaßnahmen, sei es „sehr gut gelungen“ unsere Zielgruppen zu erreichen. Hinzu kommt eine breite Palette an Maßnahmen der Öffentlichkeits- und Medienarbeit, die unterschiedlich genutzt werden.
Aus der im Rahmen der Evaluation durchgeführten Online-Umfrage, an der insgesamt 238 Personen, teilgenommen haben, geht hervor, dass sich mehr als 80 Prozent wünschen, die Gewerkschaften und der ÖGB möge sich in Zukunft noch stärker den Fragen der globalen Gerechtigkeit widmen, denn Gewerkschaftsarbeit sei nur im internationalen Kontext denkbar. „Weltumspannend arbeiten bündelt und verankert die entwicklungspolitische Expertise für den ÖGB“ und unterhält ein “umfassendes Kooperationsnetzwerk mit zivilgesellschaflichen Akteuren und NGOs im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit bzw. der Förderung von fairen Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen im globalen Kontext“, heißt es im Evaluationsbericht. Das wusa-Team arbeitet „hochprofessionell um mit sehr großem Engagement.“
Insgesamt zeigen sich die TeilnehmerInnen der Umfrage mit der Qualität der Angebote von weltumspannend arbeiten zufrieden (35%) bis sehr zufrieden (63%). Über 90 Prozent beabsichtigen auch in Zukunft an den Veranstaltungen teilzunehmen. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist die Erweiterung ihres Wissens zu Globalisierung, Entwicklungspolitik und weltweiten ArbeitnehmerInnenrechten. Drei Viertel der TeilnehmerInnen geben auch an, die Angebote hätten ihnen zu neuen Argumenten für politische Diskussionen verholfen und ihnen neue Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie sich im privaten, beruflichen oder gewerkschaftlichen Umfeld für eine nachhaltige und faire globale Entwicklung einsetzen können. Nicht wenige haben auch im Anschluss an ihre Teilnahme selbst Veranstaltungen organisiert oder treten als ReferentInnen auf.
Auf der institutionellen Ebene gelingt es weltumspannend arbeiten, das Thema globale Arbeitsbedingungen und internationale Solidarität innerhalb der Gewerkschaften sichtbar zu machen. Durch aktivere Öffentlichkeitsarbeit, eine bessere Bewerbung der Angebote und eine bessere Medienpräsenz, sollte dies in Zukunft verstärkt werden. Von großer Bedeutung erscheint in diesem Zusammenhang ein noch stärkeres Bekanntmachen von weltumspannend arbeiten innerhalb der Gewerkschaften und die Einbeziehung globaler Themen in die Ausbildung von Betriebsräten und Mitglieder. Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema für den entwicklungspolitischen Verein im ÖGB ist die bessere regionale Abdeckung und die Schaffung von „aktivistischen Komponenten, z.B. in Form von Regionalgruppen.“ Insgesamt bedarf es einer längfristigen Sicherstellung finanzieller und personeller Ressourcen.
Soweit der Evaluationsbericht, der im Anschluss an die Präsentation von den KlausurteilnehmerInnen in vier Themenbereichen analysiert wurde: (1) Öffentlichkeitsarbeit, (2) Angebote für jung & alt, (3) Regionalisierung/Netzwerk International sowie (4) Verankerungen in den Gewerkschaften. Einige der Beschlüsse, die dazu gefasst wurden, werden bereits in den nächsten Monaten sichtbar werden.
Der zweite Teil der Sommerklausur von weltumspannend arbeiten stand ganz im Zeichen der aktuellen (entwicklungs)politischen Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie. Zu diesem Thema konnten wir drei hochkarätige Gäste begrüßen.
Den Anfang machte Heinz Habertheuer, Leiter der Abteilung Programm und Projekte International in der Austrian Development Agency (ADA). Mittels Videoschaltung aus Wien berichtete der erfahrene Entwicklungsexperte über die Schwerpunkte der österreichischen Entwicklungspolitik, übergeordnete Ziele und Prinzipien sowie Finanzierungsmöglichkeiten. Im Zuge dessen bedankte er sich auch für das Engagement von weltumspannend arbeiten.
„Die Welt nach Corona – Herausforderungen und Chancen für die internationale Solidaritätsarbeit“ war das abschließende Thema der wusa-Klausur, bei der wir Nationalrätin Petra Bayr (entwicklungspolitische Sprecherin der SPÖ) und Thomas Vogel (Bereichsleiter Programme bei Horizont 3000) in Fladnitz begrüßen durften.
Bayr sieht in der aktuellen Situation sowohl Chancen als auch Risiken. Die Corona-Pandemie wirke wie ein Vergrößerungsglas und macht die Probleme der heutigen Welt noch viel deutlicher. Im Zuge dessen entstehe auch ein stärkeres globales Bewusstsein, das es zu nutzen gilt. Auf der anderen Seite werden die von der österreichischen Regierung verabschiedeten Milliarden-Hilfspakete in weiterer Folge zu Sparmaßnahmen führen. Es ist zu befürchten, dass diese auf Kosten er einfachen Bevölkerung gehen und auch die Gelder für Entwicklungszusammenarbeit betrifft, die bereits jetzt in Österreich auf einem beschämend niedrigen Stand (0,28% des BIP) sind.
„In der EZA fallen wir um Dekaden zurück“, schilderte auch Thomas Vogel die konkreten Auswirkungen auf Entwicklungsprojekte. Die künftigen zentralen Prioritäten sind medizinischer Schutz, die Stützung der Gesundheitssysteme sowie Arbeit und Beschäftigung. Um letzteren Punk zu bewerkstelligen bedarf es künftig einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen NGOs und Gewerkschaften.
Wir stehen weltweit vor großen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam lösen können. Weltumspannend arbeiten ist bereit sich diesen Herausforderungen zu stellen.