Rückblick auf eine gemeinsame Veranstaltung von der Arbeiterkammer Wien, dem VIDC, solidar und dem Internationalen Referat des ÖGB

Die COP29 hat begonnen und wir blicken auf einen intensiven und erfolgreichen Schwerpunkttag zurück, an dem ein dringendes Thema im Fokus stand: die Klimakrise und ihre verheerenden Folgen als Fluchtursache. Am Montag den 11. November kamen im ÖGB wertvolle Perspektiven zusammen, die uns erneut zeigten, wie notwendig und dringend Veränderungen sind, damit Menschen weltweit nicht gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen.

Weltweit sind über 122 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch die Klimakrise wird zunehmend zur Ursache – und die Betroffenheit ist ungleich verteilt. Während der Globale Norden historisch die höchsten Emissionen verursacht hat, leiden die Menschen im Globalen Süden besonders stark. Dürren und Überschwemmungen führen zum Verlust von Lebensgrundlagen und treiben immer mehr Menschen in die Flucht.

Im Fachseminar am Nachmittag mit Karin Fischer und Boniface Mabanza wurde diskutiert, wie internationale Handelsbeziehungen neue Ungleichheiten schaffen, den Klimawandel verstärken und Lebensgrundlagen vernichten. Boniface Mabanza betonte, dass Klimagerechtigkeit nicht vollständig verstanden werden kann, ohne die historische Perspektive einzubeziehen: Die Opfer von heute waren oft schon gestern die Leidtragenden. Daher sind Strategien erforderlich, die koloniale Strukturen durchbrechen, anstatt sie fortzusetzen – eine Tendenz, die er beispielsweise im Green New Deal kritisch beleuchtete.

In der anschließenden Podiumsdiskussion brachten drei Expertinnen weitere wichtige Perspektiven ein: Rebecca Abongo vom Gewerkschaftsbund Kenia (COTU) zeigte, welche Strategien Gewerkschaften im Globalen Süden im Umgang mit dem Klimawandel verfolgen. Ayla Bonfiglio vom Mixed Migration Centre Ost- und Südafrika teilte ihre Expertise zu den Zusammenhängen von Migration und Klimawandel spezifisch in der Region aber auch im internationalen Vergleich. Francesca O’Brien ergänzte die Diskussion um Sichtweisen aus der österreichischen Klimagerechtigkeitsbewegung und berichtete von Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen in Afrika.

Ein Dank gilt außerdem Helene Schuberth, ÖGB, und Petar Rosandić, SOS Balkanroute. In ihrer Begrüßung hat Helen Schuberth klar gemacht , warum Flucht, Migration und Klimagerechtigkeit auch Gewerkschaftsthemen sind und Petar Rosandić eindrücklich geschildert, welchen Gefahren Menschen auf der Flucht auch in Europa ausgesetzt sind.


Schwerpunkttag: Das Recht nicht gehen zu müssen – Fluchtursache Klimakrise & Europäische Politik

11. November 2024 
16-17:30 Fachseminar
18-20:00 Podiumsdiskussion

Vor Ort: ÖGB CATAMARAN, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien 
Digital: per Livestream

Flucht und Migration werden oft emotional und kontrovers diskutiert– und das nicht erst seit den letzten Wahlen. Die Diskussion beginnt allerdings meist erst, wenn die Flucht bereits erfolgt ist. Die Gründe, weshalb Menschen sich auf die Flucht machen (müssen), bleiben häufig unbeachtet. Wir wollen diese Lücke füllen. Mit dieser Veranstaltung wollen wir alternative Perspektiven zum Thema Flucht und Migration aufzeigen und neue Argumentationslinien definieren.

Anlässlich der 29. UN-Klimakonferenz in Baku von 11. – 12. November 2024 diskutieren wir: Warum begeben sich Menschen auf die Flucht und was hat die Klimakrise damit zu tun? Welche Verantwortung trägt dabei die EU? Wie kann man Perspektiven in den Herkunftsländern schaffen und eine globale Just Transition vorantreiben?